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WEB Mehari 2Spaß muss sein - das Lebenselixier des Mehari... Fotos:Stellantis/Citroen


Mochten die nordafrikanischen Kolonien Vergangenheit sein, die Erinnerung an sie und ihre Charakteristika war im Frankreich der ausgehenden 60er Jahre jedenfalls noch frisch. So gab es nicht nur Renndromedare, sondern auch die Compagnies méharistes sahariennes genannten Kamelreiter der Fremdenlegion – genau die rechten Namensstifter für ein offenes Spaßmobil, befand Citroën.
Und so liefen von Mai 1968 bis Juni 1987 144.953 Exemplare des Méhari vom Band, einem offenen Viersitzer mit herunterklappbarer Frontscheibe. Zusätzliche nennenswerte Ausstattungsfeatures hießen Ascher, Sitze und Lenkrad, selbst für Citroën-Verhältnisse war das 350 cm kurze Dyane-Derivat spartanisch ausgestattet.

 


Mehari und Wüste? Passt. Schließlich ist ein Mehari auch eine schnelles Reit-Dromedar...


 Doch gut so, alles weitere im Innenraum könnte gestohlen oder durch die Witterung beschädigt werden. Verschiedene Softtops standen zur Wahl, neben einem reinen Notverdeck gegen stechende Sonne auch solche gegen Nässe mit Kunststofffenstern sowie abbaubare Türen. Um mehr geltendem Recht als tatsächlicher Insassensicherung Genüge zu tun, wurde bei entferntem Wagenschlag in den Einstieg eine Kette gespannt. Karussels auf Rummelplätzen gingen nicht anders vor.
Optisch erinnerte der simpel und ungeschlacht designte Wagen ganz klar an die H-Transporter, nur bestand die Karosserie hier nicht aus Wellblech, sondern aus in acht Nuancen durchgefärbtem ABS-Kunststoff. Jener war zur Erhöhung der Steifigkeit mit Sicken versehen, allerdings hielt dies den deutschen Amtschimmel nicht davon ab, dem Citroën Méhari der brennbaren ABS-Karosserie wegen die Allgemeine Betriebserlaubnis zu verweigern. Per Einzelabnahme ließen sich Importfahrzeuge aber zulassen. In Flammen ging so manches Renndromedar auf, allein zwischen 1973 und 1974 wurden in Paris 63 Citroën Méhari von einem Brandstifter zum unverschuldeten Flammentod verurteilt. Von den Kunststoffteilen der nicht selbsttragenden Karosserie blieb nichts übrig, wohl aber von ihrer angenieteten Unterkonstruktion aus Stahlprofilen. Die Bodenwanne mit den hinteren Radkästen des bei 275 cm Radstand 153 cm breiten und 154 cm hohen Allzweckautos stellt das größte Einzelteil dar und erstreckt sich vom vorderen Fußraum bis zum Heck.
Die Adenauer-Devise „Keine Experimente“ griff Citroën gerne für Fahrwerk und Motor auf, beides kurzerhand der Dyane entliehen. Der luftgekühlte 2-Zylinder-Boxer mit 29 PS erlaubte zusammen mit der Viergang-Revolverschaltung ein Spitzentempo von 97 km/h – immerhin wog das Fahrzeug leer ja bloß 535 kg und gestattete üppige 400 kg Nutzlast. Alternativ zum regulären Fronttriebler wurden ab 1979 auch 1.213 Einheiten mit zuschaltbarem Hinterradantrieb gefertigt; bemerkenswert waren die vier einzeln aufgehängten und rundum scheibengebremsten Räder. Dank Sperrdiffenetial und Untersetzung meisterte die Allrad-Version Steigungen von 60 %Prozent. Für die französischen Streitkräfte schuf Citroën als Interim zwischen Jeep Hotchkiss und Peugeot P4 zusätzlich 7.064 Méhari mit 24V-System.


Mehari auf Safari? Passt natürlich auch. Das klitzebisschen Wasser macht da keine Probleme.


2015 erinnerte sich Citroën an den Méhari und präsentierte auf der IAA eine moderne Elektro-Interpration. Im Folgejahr lief die Produktion an, die nun wesentlich glatter gestaltete Außenhaut bestand abermals aus durchgefärbtem ABS. Ebenfalls wie einst lässt sich das Interieur mit dem Wasserschlauch reinigen, allerdings weder die Türen demontieren noch die Frontscheibe umklappen. Zusammen mit als Überrollbügeln ausgeformten B- und C-Säule kommt jene nun auch dem Insassenschutz entgegen, gegen widrige Witterung ist ferner ein festes Hardtop erhältlich. Die 30 kWh-Batterie der 35 bis 50 kW starken Neuauflage erlaubt bis zu 200 km Reichweite; in der Höchstgeschwindigkeit unterscheidet sie sich mit 110 km/h kaum vom „Freigeist von 1968“, wie Citroën das Urmodell nennt. In punkto filterlos gleichen sich der alte Méhari und der neue E-Méhari gar aufs Haar – Licht und Luft genießen die Insassen in beiden Modellen en mass, den Spaß gibt’s obendrein.

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Der E-Mehari - gebaut von 2016 bis 2019 - hier in einer "Harlekin"-Version