Los geht's! Ulf Schulz schickt die 160 Starter auf die Gedenk- und Genussrunde. Fotos: Oldtimerreporter.Eichbaum
Freunde und Reisen lagen Automobilistin, Mechanikerin und Unternehmerin Heidi Hetzer (1937 - 2019) ganz besonders am Herzen. Ihr zu Ehren gingen zahlreiche Gleichgesinnte und Freunde in Autos und Motorrädern auf Reise – die Heidi-Hetzer-Gedenkfahrt jährte sich zum zweiten Mal. Das letzte Geleit blieb Heidi nach ihrer Trauerfeier in der Berliner Gedächtniskirche verwehrt, kein Autokorso mit Trauerflor, keine letzte Fahrt in ihrem geliebten „Hudo“ oder dergleichen. Anlass genug für Ulf Schulz, ihr 2019 eine Gedenkfahrt auszurichten. Da in diesem Jahr aufgrund der Coronabeschränkungen kein früherer Termin möglich war und am 20. Juni, ihrem Geburtstag, die Hertha ein Heimspiel hatte, sammelten sich am 21. Juni rund 160 Altmetallfreunde mit ihren minimal 25 Lenze alten Fahrzeugen am Olympiastadion, um an das nicht aufzuhaltende Berliner Original zu erinnern – ganz in Hetzers Sinne nicht statisch, sondern auf Tour.
Organisator Schulz und Mitstreiter Sascha Keilwerth gedachten der Grand Dame des Motorsports vom Ladebett eines Chevy Pickups, dann entließ Schulz die Damen und Herren mit Flaggenschwenk und launigen Kommentaren ins Umland. Nach dem pandemisch verhagelten Saisonstart war allerorts die Erleichterung zu spüren, endlich wieder Veranstaltungen besuchen zu können, das betraf Aktive wie Zaungäste. Gewiss auch deshalb hatte sich die Zahl der Starter gegenüber dem Debütjahr mehr als verdoppelt, doch stellte sich egoistische Vergnügungssucht keineswegs den primären Teilnahmegrund dar: „Wir sind 2018 mit unserem Wartburg 311 Camping 15.000 Kilometer durch ganz Amerika gefahren, die 3 mit Willi‘ waren überall gern gesehen. Heidi hatte uns zuvor kräftig unterstützt, etwa mit Know-how und bei der Suche nach Sponsoren. Natürlich fährt man da als Freund die Gedenkfahrt mit“, erklärte Teilnehmer Jörg Tissat, der sich „aus Langeweile“ einen Wartburg 312 Camping angeschafft hat, da Willi mittlerweile im PS-Speicher Einbeck gezeigt wird.
Heidis Tochter Marla führte die Tour in der "Pink Lady" an.
An der Spitze des lockeren Trosses, dessen ältester Wagen ein Citroen 5HP von 1925 und jüngster ein 1994er Mercedes 600 SEL war, fuhr Hetzers Tochter Marla. Der betagte Hudo kam nicht zum Einsatz, stattdessen ein ideales, da extrem zuverlässiges und vor allem unübersehbares Führungsfahrzeug: Heidis „Pink Lady“, ein vom Maltec zum Reise-Expeditionsmobil umgebauter Toyota Land Cruiser. An bemerkenswert vielen Käfern, Buggies und Opel GT, an neueren Audis und Alfas, an angejahrten BMW-Bikes, bunt gemischten US-Cars, DDR-Autos, Porsches und sonstigem zwei- bis vierrädrigem Kulturgut flatterte Heidis von den Organisatoren ausgegebenes Konterfei. Wo es ging, auf Halbmast, vulgo auf halber Höhe der Antenne. Die Route – „schöne Strecke, gut geplant“, wie sich ein anderer Gedenkfahrer freute – führte 53 Kilometer lang vorbei am Opel-Autohaus der Weltenbummlerin, an der Spinnerbrücke, an Sanssouci, durch den Königswald bis zum Coubertinplatz nahe der Startlocation. Dort erfrischte ein netter Herr die Reisenden mit lokalen Eisspezialitäten direkt aus dem geräumigen Kofferraum seines 1969er Cadillac deVille Convertible, noch eine Runde Benzin quatschen, dann schloss das ausgekochte Schlitzohr Burt Reynolds im gleichnamigen Streifen über Freunde, Reisen und Autos den Tag gelungen ab. Schulz zeigte sich wie alle anderen, die mit von der Partie waren, sehr zufrieden: „Unfassbar, wie gut unsere zweite Heidi-Hetzer-Gedenkfahrt angenommen wurde. Persönlich freue ich mich sehr darüber, dass viele Starter weit mehr als die zehn Euro Nennspende bezahlt haben. Dieser deutlich vierstellige Betrag geht komplett an die Aktion ,Augen-Licht!‘, eine Initiative der City Stiftung Berlin im Zeichen des ‚Blauen Herzens‘.
Heidi ist auch heutzutage noch allgegenwärtig.
Schon Heidi hat die Aktion unterstützt, und als praktisch denkende wie handelnde Frau hätte sie die Spenden sicher eher begrüßt als zig Blumensträuße. In diesem Jahr wollten wir zudem sehbehinderten Menschen die Mitfahrt der Tour ermöglichen und konnten 22 Personen mit einem extra gecharterten Oldiebus glücklich machen.“