Der Ur-Opa und einer der drei Ur-Enkel - der elektrische ID BUZZ. Fotos:VW
Am 8. März 1950 ging mit dem ersten Transporter – kurz T1 genannt – das bis heute am längsten gebaute Nutzfahrzeug der Automobilgeschichte in Serie. Der Bulli – je nach Region der Welt ebenso VW Bus, Mircobus, VW Van, Kombi oder Eurovan genannt – gilt weltweit als Symbol der automobilen Freiheit. Aus dem ersten Bulli des Jahres 1950 sind 2025 drei Baureihen geworden: Transporter / Caravelle, Multivan / California und ID. Buzz / ID. Buzz Cargo
1950 – Europa erfindet sich soeben neu und mit ihm die ein Jahr zuvor gegründete Bundesrepublik Deutschland. Bing Crosby aus den USA ist der musikalische Superstar dieser Zeit, Elvis Presley noch ein Teenager und Paul McCartney ein Schuljunge. In Wolfsburg produziert Volkswagen nun im fünften Jahr einen kleinen Wagen, der gerade weltweit groß rauskommt: den Käfer alias Typ 1. In dieser Zeit, am 8. März, startet Volkswagen die Serienproduktion einer zweiten Baureihe: des Transporters. Intern nennen sie ihn einfach Typ 2. Noch ist er ein unbeschriebenes Blatt in der Geschichte des Automobils. Doch eines, das mit Spannung erwartet wird. Denn besonders die Unternehmen in der BRD – dem jungen Wirtschaftswunderland – brauchen dringend einen günstigen Transporter. Und so wird die erste Generation – kurz T1 genannt – sofort zum Bestseller.
Ikone der Freiheit: Was vor 75 Jahren niemand ahnt, ist die Tatsache, dass der kleine Transporter zum größten Nutzfahrzeugerfolg aller Zeiten aufsteigen wird. Mehr noch: Er wird zur Ikone der automobilen Freiheit. Vor allem das Woodstock-Foto (1969) mit dem Pärchen auf dem Dach des „Light Bus“ brennt sich in das kollektive Gedächtnis der Menschheit ein. Kreiert und bemalt wurde dieser T1 vom Künstler Bob Hieronimus, der dem VW Bus bis heute verbunden ist und 2023 eine moderne Interpretation mit dem „Love the Earth Buzz“ geschaffen hat. Doch zurück in die Vergangenheit: Einige Jahre nach Woodstock wird der legendäre Motorjournalist Clauspeter Becker in der Zeitschrift „auto motor und sport“ schreiben: „… Diese Mischung wird seither weltweit kopiert, und der VW Bus kann mithin von sich behaupten, einer neuen Fahrzeuggattung vorausgegangen zu sein.“ Der VW Bus, der im deutschsprachigen Raum gefühlt schon immer Bulli genannt wurde, gilt bis heute als das Original. Ganz gleich, wie auch immer die Baureihe in Europa, Afrika, Asien, Ozeanien und Amerika genannt wird: 2025 setzt die nun siebte Generation – als Transporter und Caravelle, Multivan und California und natürlich als ID. Buzz und ID. Buzz Cargo – die Geschichte des am längsten gebauten Nutzfahrzeugs aller Zeiten fort. Eine unendliche Geschichte.
Als alles begann: eine der frühen Bulli-Karossen schwebt durch die Montagehalle.
Retrospektive: Die Legende besagt, dass die Idee für einen VW Transporter im April 1947 entstanden sei, als der niederländische Geschäftsmann Ben Pon bei einem Besuch in Wolfsburg eine Zeichnung eines leichten Nutzfahrzeugs anfertigte. Ben Pon war bei Volkswagen ein Mann der ersten Stunde. Bereits in der Vorkriegszeit hatte er sich beim Volkswagenwerk um einen Importeursvertrag für die Niederlande bemüht, woraus kriegsbedingt nichts wurde. Im August 1947 wurde dieses Vorhaben aber Realität: „Pon´s Automobielhandel“ in Amersfoort war nun der erste offizielle VW-Importeur. Während eines Rundgangs durch das damals noch unter britischer Kontrolle stehende Volkswagenwerk fielen ihm die sogenannten „Plattenwagen“ auf, die Teile und Werkzeuge zwischen den Montagestationen hin und her transportierten. Diese Plattenwagen waren eine VW-interne Eigenentwicklung; sie wurden von Hand gefertigt und basierten auf einem verkürzten Käfer-Chassis. Der Fahrersitz befand sich auf dem hinteren Fahrzeugteil, davor eine Plattform für die zu transportierende Fracht. Ben Pon erkannte das Potential der Idee: Ganz Europa befand sich im Wiederaufbau und es gab einen großen Bedarf an robusten Transportfahrzeugen. Den von hinten gesteuerten Plattenwagen in Serie zu produzieren, kam aus zulassungstechnischen Gründen allerdings nicht in Frage. Als Pon später mit der Unternehmensführung redete, dem britischen Senior Resident Officer Major Ivan Hirst und Colonel Charles Radclyffe, regte er eine neue Entwicklung an. Die tatsächliche Bedeutung der vermeintlich in diesem zeitlichen Umfeld entstandenen Zeichnung von Ben Pon ist heute jedoch nicht eindeutig zu klären.
Der Ur-Transporter nimmt Gestalt an: Im November 1948, über ein Jahr nach dem Werksbesuch von Ben Pon – zu diesem Zeitpunkt war bereits Heinrich Nordhoff Generaldirektor des Volkswagenwerks – sendete die Technische Abteilung eine Mitteilung an die Personalabteilung, in der gebeten wurde, mehr Mitarbeiter für die Entwicklung eines neuen Fahrzeugs zu beauftragen: den intern zunächst Typ 29 genannten Transporter. Nur wenige Tage später erhielt Nordhoff die ersten Pläne und Zeichnungen von Wolfsburger Ingenieuren. Alfred Haesner, Leiter der Technischen Abteilung, zeigte Nordhoff zwei von seinem Team vorbereitete Konstruktionsvorschläge. Beide Varianten waren sich sehr ähnlich und unterschieden sich nur im vorderen Bereich und in der Dachform. Es scheint sehr wahrscheinlich, dass sich die Volkswagen Techniker bei ihrer Arbeit Ideen bedienten, die bereits vor fast einem Jahrzehnt im Stuttgarter Konstruktionsbüro Porsche entstanden waren. Die 1931 gegründete Porsche GmbH war in der Vorkriegszeit die Denkfabrik des Volkswagenwerks. Neben der Entwicklung des Volkswagens führten die Porsche-Ingenieure unzählige Auftragsentwicklungen für die Volkswagenwerk GmbH durch, von denen jedoch nur sehr wenige, als kriegswichtig eingestufte Projekte realisiert wurden. Unter den nicht umgesetzten Projekten befand sich auch ein Vorschlag für ein Transportfahrzeug, das auf der Basis eines Volkswagen-Chassis mit Heckmotor entstehen sollte. Diese Idee wurde bereits im April 1939 in Deutschland patentiert. In Konzeption und Abmessung nimmt dieses Patent zahlreiche Konstruktionsmerkmale des späteren Volkswagen Typ 2 vorweg. Ben Pon anhand seiner groben Skizze das geistige Eigentum an der Idee des VW Bullis zuzusprechen, erscheint somit etwas übertrieben. Richtig ist jedoch, dass er in Wolfsburg ein Bewusstsein weckte, dass man mit einem Transportfahrzeug auf dem Automobilmarkt erfolgreich sein könnte. Fakt ist, dass der neue Transporter nach einer schwindelerregend kurzen Entwicklungszeit am 12. November 1949 seine Weltpremiere feierte. Wie skizziert, beginnt nur weitere 16 Wochen und vier Tage später die Serienproduktion: Es ist Mittwoch, der 8. März 1950 – die Geburtsstunde einer Legende.
Start mit 18 kW (25 PS): Zunächst fährt der T1 als Kastenwagen vom Band, 4,10 Meter lang, 1,66 Meter breit und 1,90 Meter hoch, sowie mit einem Laderaum, der mehr als 4,5 Kubikmeter fasst. Die zweigeteilte „Split Window“-Frontscheibe bringt dem Transporter im englischsprachigen Ländern den Spitznamen „Splittie“ ein. Das Lenkrad steht vergleichsweise flach, das aus Stahlblech gefertigte Instrumententräger wird unter der Frontscheibe angeschraubt. Die leicht rundliche Bugpartie mit der V-förmigen Sicke und dem großen VW-Logo senkt den Luftwiderstandsbeiwert auf cw 0,45 – damit ist der T1 windschnittiger als der Käfer (0,48). Um das von Nordhoff geforderte Leergewicht von 850 Kilogramm einzuhalten, entfallen zu Beginn auch Stoßfänger und die Heckscheibe. Mit dem 18 kW (25 PS) starken und 1,1 Liter großen Vierzylinder-Boxer aus dem Käfer erreicht der kurz übersetzte T1 gut 80 km/h. Bis 1967 steigt der Hubraum auf 1,5 Liter, die Leistung auf 32 KW (44 PS) und die Höchstgeschwindigkeit auf 105 km/h.
Neben vielen anderen Varianten ist der 1951 erschienene, später von Fans Samba-Bus getaufte, "Kleinbus Sonderausführung" unter Bulli-Fans der beliebteste - und mit Abstand der teuerste.
Maximal vielseitig: Zügig folgen weitere Karosserievarianten: die sogenannte Kombiwagen-Ausführung (verglaster Fond) steht schon einen Monat nach Produktionsbeginn bereit, danach auch der Kleinbus und ab 1952 ein Pritschenwagen mit kippbaren Bordwänden sowie einer vier Quadratmeter großen Ladefläche. Jenes Sondermodell, das heute als begehrtestes Derivat der gesamten T1-Reihe gilt, debütiert im Juni 1951: der „Kleinbus Sonderausführung“; im Volksmund „Samba-Bus“ genannt. Er bietet Platz für neun Personen und zeichnet sich durch bis zu 23 Fenster, eine Zweifarblackierung, viel Zierrat und eine luxuriöse Ausstattung inklusive Faltschiebedach aus. Ungezählte Sonderausführungen als Krankenwagen, Reisemobil, Polizei- und Feuerwehr-Fahrzeug oder Verkaufswagen mit seitlicher Klappe kommen hinzu – die weltweite Nachfrage nach einem ebenso vielseitigen wie pflegeleichten und kostengünstigen Nutzfahrzeug, das in den gleichen Werkstätten gewartet und repariert werden kann wie der Käfer, ist in den 1950er Jahren riesig.
Von Wolfsburg nach Hannover: 1956 verlegt Volkswagen die Fertigung in das neue Werk Hannover. 1958 ist der T1 auch als „Doka“ erhältlich, also mit Doppelkabine und Pritsche. Am 2. Oktober 1962 verlässt bereits der einmillionste T1 die Montagehallen. Im Juli 1967 läuft die Produktion nach mehr als 1,8 Millionen Exemplaren zugunsten des T2-Nachfolgers aus. In Brasilien wird der T1 sogar noch bis 1975 gebaut. Als Ikone unter den T1-Ikonen gilt heute natürlich der „Samba-Bus“. Fest steht: Gerade die erste Generation steht bei Sammlern hoch im Kurs; je nach Variante werden bis zu sechsstellige Euro-Beträge bezahlt.T2 – 1967 bis 1979: Zigtausend junge Menschen strömen 1967 in Kalifornien zum Monterey Pop Festival. Die Beatles veröffentlichen mit Sgt. Pepper’s Lonely
Eine häufig georderte, typische T2-Lackierung in Orange-Weiß.
Hearts Club Band eines der wichtigsten Alben aller Zeiten. Mitten in diesem Soundtrack jener Tage debütiert 1967 die zweite Generation des Bulli: der T2. Es ist die Generation des Bulli, mit der die heutigen Babyboomer aufwachsen, mit der sie als Kinder hinten im VW Bus mit ihren Eltern die Welt entdecken, mit dem die Post die Pakete bringt, mit dem die Handwerker Europas auf Montage gehen und Polizisten und Sanitäter ihren Dienst erledigen. Als Campingwagen wird der T2 zum unverwüstlichen Gefährt der Globetrotter. Im August 1969 schreiben Musiker wie Jimi Hendrix und Joan Baez in Woodstock Geschichte. Mittendrin der Bulli. 3 Days of Peace & Music, bei denen das berühmteste aller Bulli-Fotos entsteht: vom Flower-Power-T1 – dem „Light Bus“– mit dem Paar auf dem Dach. Es brennt sich in das kollektive Gedächtnis der Menschheit und macht den Bulli zur Ikone der automobilen Freiheit. Kreiert und bemalt wurde dieser T1 vom Künstler Dr. Bob Hieronimus, der dem VW Bus bis heute verbunden ist und 2023 eine moderne Interpretation mit dem „Earth Buzz“ geschaffen hat.Die neue Frontpartie ist das markanteste Erkennungszeichen des T2. Statt der Vförmig-vertikalen Modulation zwischen den Rundscheinwerfern betont nun ein Design mit horizontalen Linien die Breite des Volkswagen.
Wochentags arbeiten und am Wochenende oder im Urlaub zum Picknick. Das konnte der "bunte Bulli" schon lange vor Mini-Van und SUV.
Doch nicht nur diese Details lassen den T2 moderner wirken: Sichtbar größere Seitenfenster und die nuneinteilige, stark gewölbte Windschutzscheibe fallen am stärksten auf. Zudem hat der T2 jetzt serienmäßig eine Schiebetür. Spürbar modernisiert haben die Entwicklungsingenieure die Technik. Am deutlichsten ist der Fortschritt beim Fahrwerk und den Bremsen zu spüren. Bei unverändertem Radstand von 2,40 Metern und etwas mehr Breite legt zudem die Karosserie um 20 Zentimeter zu. Dadurch punktet der T2 mit einem nochmals besseren Raumangebot. 1972 folgt ein großes Facelift und festigt den Erfolg des Weltbestsellers. 1978 verlässt der 4,5-millionste Transporter die Produktionshallen.
Ein Jahr später läuft die deutsche T2-Fertigung aus. Bis dahin sind allein von dieser zweiten Bulli-Generation 2,2 Millionen Exemplare entstanden. Ein Ende der Produktion ist aber noch lange nicht in Sicht, sie wird nur woanders fortgesetzt: bis 1987 im mexikanischen Werk Puebla mit luftgekühltem Boxermotor, danach noch bis 1996 mit wassergekühlten Vierzylindern. Darüber hinaus werden bei Volkswagen do Brasil bis 2013 weitere 355.000 T2c gebaut, bis verschärfte Sicherheits- und Emissionsbestimmungen zum endgültigen Abschied dieses Evergreens führen. Die letzten 1.200 Exemplare des T2 verlassen als die „56Anos Kombi – Last Edition“ das Werk.
Mehr zur Bulli-Geschichte auf unserer Sonderseite "75 Jahre Bulli"!
Und hier ein Auszug der Aktivitäten zum Bulli-Geburtstag:
24. und 25. Mai 2025 in Wolfsburg – 75 Jahre Bulli: Am letzten Wochenende im Mai
steht die Autostadt ganz im Zeichen des VW Bulli. Volkswagen Nutzfahrzeuge und die Autostadt feiern den 75. Geburtstag dieser automobilen Ikone und die Autostadt wird zur Bulli-Stadt. Bullis aller Generationen bieten Gästen die Möglichkeit einer Reise durch die Zeit – von der Geburtsstunde des Klassikers bis hin zu den aktuellen Modellen der siebten Generation. Kleine und große Bulli-Fans können sich auf ein buntes Programm mit vielen Aktionen rund um den Bulli freuen. Alle Infos zum Programm werden in Kürze veröffentlicht – auf der VWN- und der Autostadt-Homepage sowie auf den bekannten Social-Kanälen.
1. Juni 2025 in Hannover – Bulli & Coffee: Am Vortag des 3. Internationalen VW Bus
Tages findet auf dem Parkplatz am Kundencenters des VWN-Werkes im Stadtteil Stöcken ein „Bulli & Coffee“-Treffen für Bulli Fans statt. Das Treffen beginnt nach amerikanischem Vorbild bereits um 9 Uhr morgens und endet wie üblich bei einem solchen Veranstaltungsformat mittags um 12 Uhr. VWN zeigt dort eine Auswahl an Fahrzeugen aus der Sammlung von VWN Oldtimer und spendiert den Teilnehmern, die mit einem VW Bus anreisen und ausstellen einen Kaffee. Ein „Cars & Coffee“- Treffen dient dazu, sich auf einem Parkplatz mit Gleichgesinnten zu treffen und über die Fahrzeuge auszutauschen. Ein Programm oder gar Entertainment gibt es dabei nicht – die Autos und ihre Geschichten stehen im Mittelpunkt. Mittags ist alles vorbei, damit die Teilnehmer an dem Tag auch noch Zeit für andere Aktivitäten mit der Familie oder Freunden haben.
Internationale Treffen: Auch international wird das Jubiläum gefeiert. So zum Beispiel vom 16. bis 18. Mai am Salzburgring in Österreich sowie vom 23. bis 25. Mai in Spanien und Tschechien. Darüber hinaus gibt es unzählige weitere Treffen im Jubiläumsjahr.