Ein bisschen Geduld und Geschick braucht's schon zum Aufbau - und helfende Hände sind auch ganz nützlich...
Fotos: Privat/Herkel
Zeit braucht es wirklich, um mit diesem Gespann zu reisen. Der Zeesener Martin Herkel hatte die nicht eben gewöhnliche Idee, seinem Renault 4 etwas anzuhängen: einen Wohnwagen. Aber keinen „normalen“, sondern einen Rapido Klapp-Caravan. Und das klappt gut!
Über den Renault 4 dürfte das Wichtigste geschrieben sein. Zur IAA 1961 erschien der Nachfolger des Cremeschnittchens 4CV, als erster Renault mit Vorderradantrieb, erste Kombi-Limousine überhaupt, erstes Großserienmodell mit einer „Plattformstrategie“. Eine Menge Revolution also in einem kleinen Auto, die Franzosen eben. Der Einsatz des R4 als Zugwagen in einem Camper-Gespann stand aber sicher nicht im Lastenheft. 26 PS aus 747 cm3, 580 kg Trockengewicht, 500 kg zulässige Anhängelast gebremst. Wer zum Bäcker kommt bei diesen Eckdaten auf die Idee, damit einen Wohnanhänger zu bewegen?
Martin Herkel, im Woodstock-Jahr geboren, hat
eine lebhafte Erinnerung an eine Zeit, in der Autos in erster Linie Mobilität bieten sollten. Seine automobile Sozialisation erlebte er auf den Rücksitzen von drei Renault 4-Modellen. Zweifelsfrei fing er sich dort das „Virus Rhombus“ ein. Von der Wissenschaft wenig beachtet, weckt dieses Virus das Verlangen, Ersatzteile, Werkzeuge, Hebebühnen und vor allem alte Renaults zu sammeln. Bei Martin blieb es nicht beim R4, doch das ist eine andere Geschichte.
Fertig: So sieht der Rapido aufgeklappt aus.
Das mittlere der elterlichen R4-Modelle war es dann, das es bei Martin werden sollte: schon mit den Scheinwerfern im Grill, der aber noch aus Alu. Und mit dem „alten“ Getriebe mit geradeverzahntem Ersten, der so herrlich heult. Diesen R4 hat er in Frankreich gefunden, mit der Nebenwirkung, dass die 26 PS aus 747 cm3 kommen – 3CV nach französischem Steuerrecht.
Die gegenüber den Export-Versionen fehlenden 98 cm3 machten es nicht einfacher, einen passenden Wohnwagen zu finden. Eine „Schrankwand“ kam schon deshalb nicht in Frage. Die Lösung kam – woher sonst – aus Frankreich.
Ein Rapido Klappwohnwagen wurde es, Modell Confort, Baujahr 1978. Mit dessen 390 kg Leergewicht kommt der R4 erstaunlich gut zurecht. Dieses stilechte 70er-Jahre-Gespann hat deshalb schon zahlreiche Treffen gesehen, eine ausgedehnte Reise nach – klar – Frankreich ist in Planung.
Und innen: Gemütlichkeit der Pril-Blumen-Zeit
Das mit dem Klappen ist allerdings leicht dahergesagt. Vier routinierte Hände sollten es schon sein, damit es klappt und in einer halben Stunde aus dem flachen Hängerchen ein ansehnlicher Wohnraum wird. Auf dann fast verdreifachter Grundfläche entfaltet sich eine poppige Wohn-Landschaft im schönsten 70er-Jahre-Ambiente. Der Wohnkomfort ist allerdings auch „Seventies“: für Wasser gibt es Flaschen und für Geschäftliches ein Porta Potti. Das tut der guten Laune beim Camping keinen Abbruch, besonders wenn Martins Töchter dabei sind, die beide den R4 und den Rapido lieben.
Wer fleißig Oldtimertreffen im Brandenburgischen besucht, wird früher oder später das Vater-Töchter-Gespann mit dem R4-Rapido-Gespann treffen. Kloster Lehnin im September ist ein ziemlich sicherer Tipp dafür.
Zwei Franzosen am Start: Der Renault 4 hat keine Probleme mit dem leichten Landsmann - vielleicht mal von den Kasseler Bergen abgesehen.