Was für eine wunderschöne ID(ee)! Fotos (3): Oldtimerreporter.Fröhlich
Eigentlich sollte ich nur den Anzeigentext übersetzen. Mein alter Schrauberkumpel aus Amsterdam hatte mich angeschrieben, denn er wollte auf mobile.de inserieren und tatsächlich war seine Übersetzung, sagen wir, verbesserungsfähig. Der Auftrag war ebenso einfach wie….interessant: ID mit alter Schnauze, ohne den störanfälligen Schnick-Schnack einer DS aber mit dem ausdauernden Langhubmotor. Zustand: „dans son jus“, wie der Franzose so schön sagt. Gebrauchtzustand also. Ganz nebenbei habe ich mich nach der technischen Verfassung des sanften Gleiters erkundigt: alles in Butter, sagt er. Alles klar. Eigentlich suche ich ja mehr einen Ami oder eine Acadiane, aber so eine ID, das wäre eine Idee…
Am 6. Oktober 1955 hat Citroën die DS 19 auf dem Pariser Autosalon vorgestellt, sagenhafte 12.000 Kaufverträge werden bereits am ersten Messetag unterschrieben. Die DS (auch Déesse „Göttin“ geschrieben) löste das Vorkriegsmodell Traction Avant ab. Nicht nur optisch, sondern auch technisch ist die Göttin revolutionär: Hydropneumatische Federung, Servolenkung, hydraulisch unterstützte Kupplung und Bremse. Mit so viel Neuem ist so mancher Traction-Kunde überfordert, also erscheint zum Ende der Traction-Avant-Produktion 1957 die ID: hier bleibt nur die neuartige Federung erhalten, alles andere funktioniert in gewohnter, manueller Art.
Damals waren andere Hersteller noch im Barock tätig.
Die Anzeige erschien bei mobile, ich hatte die Geschichte längst zu den Akten gelegt, als die Nachfrage kam: „Du hattest doch Interesse an der ID?“. Hm, ich würde lügen, wenn ich Nein sage. Also noch mal nachgehakt, wie es denn um die ID stünde. (Holländischer) TÜV bis Mai 2019, ungeschweißter Zustand. Lack mittelprächtig, an der Karosserie sind einige Rempler zu erkennen. Der Verkauf über mobile lief offensichtlich nicht wie erhofft, obwohl der Preis moderat war. Als der Eigentümer –ein Bekannter meines Schrauberkumpels- dann noch mal mit dem Preis runterging, wurde ich schwach. Schnell waren die Modalitäten geklärt: ich würde einen Transport organisieren, denn 600 km selbst fahren im winterlichen Schmuddelwetter mit einem Oldtimer, den ich immer hin noch nicht wirklich kannte – nein. Und so stand er dann Mitte Dezember auf’m Hof. Dans son jus – allerdings. Das Herbstlaub noch im Fußraum, die Schrauber-Ölfinger auf’m Lenkrad. Aber ich hatte ja auch keine Note eins gekauft. Der Lack stumpf, teilweise mit der Spraydose nachlackiert, hier und da Spuren diverser Feindberührungen. Alles nicht dramatisch.
Muttern über Kreuz anziehen!? Oder: "Zentralverriegelung"? Oder: Rundstrecken-Boxenfeeling in den 50-ern...
Was ich – in Hinblick auf die notwendige Hauptuntersuchung - weniger einschätzen konnte: Sie röhrt wie ein Trecker. Der Motor ist reichlich ölfeucht. Und die Bauart der Kreuzgelenke radseitig verwundert mich: sie scheinen offen zu liegen – wohl ganz regulär. Ein Scheinwerfer gibt kein Abblendlicht; da ich keine gelben Bilux im Hause habe, muss ich beide Leuchtmittel tauschen, dabei offenbart sich ein Masse-Wackelkontakt am anderen Scheinwerfer (wäre sonst ja auch zu einfach gewesen). Was der Prüfer zu dieser Idee gesagt hat, demnächst hier...