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WEB205 20080213 15Tätääää... bei der Präsentation im Februar vor 40 Jahren konnte noch keiner ahnen, welch großer Erfolg der 205 werden 40 Jahre Peugeot 205: Der Kleine mit dem großen Erbe würde und schon gar nicht, dass er zum "Marken-Retter" avanciert.
Fotos: Peugeot / stellantis


Schöne, lange Baguettes sind super – aber manchmal gilt es, kleine Brötchen zu backen, wenn die Kundschaft danach verlangt. Ist das Kleingebäck gelungen, findet es Absatz wie, nun ja, geschnitten Brot. Dies demonstrierte höchst eindrucksvoll der vor 40 Jahren eingeführte Peugeot 205, der mit 5,278 Millionen Einheiten zu einem der erfolgreichsten Kleinwagen aller Zeiten avancierte.

Da das Auge bekanntermaßen mitisst respektive -kauft und in diesem Segment ästhetikbewusste Damen recht häufig den Vertrag beim Händler unterzeichneten, hatte der 205 als Nachfolger der eher pragmatisch gestalteten Modelle 104 und Talbot Samba gute Chancen ganz der adrette Charmeur zu werden. Das stellte neuerdings nicht mehr Pininfarina sicher, sondern das hauseigene Designzentrum La Garenne. Das Team um Gérard Welter machte den 205 mit neuem Markengesicht, tiefer Gürtellinie mit nach vorn abfallender Motorhaube und großzügigen Fensterflächen zum großen Sympathieträger für die Löwenmarke. Altmeister Pininfarina blieb dennoch nicht außen vor, in Italien wurde das 205 Cabrio mit dem damals üblichen Überrollbügel gezeichnet. Der kleine Franzose stieg zum begehrtesten Bräunungsstudio unter den offenen Kleinwagen mit vier Sitzen auf: 72.375 Käufer widerstanden der luftigen Verführung nicht – doch ein Klacks gegenüber den siebenstellig gebauten Fließhecks mit drei und fünf Türen. Deren Erfolg boxte Peugeot auch mit etlichen Sondermodellen durch. Kooperationen mit Lifestyle- und Premiummarken wie La Coste oder die Roland-Garros-Editionen machten aus den Großserienflitzern begehrte Kultautos mit Sammlerstatus.

WEBPeugeot 205 Fourgonette 94 1


Mit dem weiterentwickelten Citroen-C15-Kasten, von dem am Ende nur noch die Türen original C15 waren, zauberte PSA erst 1994 noch einen Kastenwagen namens 205F, französisch: Fourgonnette, auf die Räder. 


Den genießt mittlerweile auch der nur 13.957-fach gefertigte Kastenwagen, weitaus populärer war aber der GTI. Sein Launch war gekennzeichnet durch eine TV-Werbung á la James Bond-Finale mit Hubschraubern, Raketenwerfern, Sprung über die Klippe und Rettung per Fallschirm. Das sorgte für Aufsehen, doch der Kraftzwerg lieferte auch: Der 205 GTI punktete ab 16984 einerseits mit dreitüriger, coupéartige Karosserie mit abgerundeten hinteren Seitenscheiben und kräftiger C-Säule, andererseits aber auch mit inneren Werten. Sein 105 PS mobilisierender 1,6-l-Einspritzmotor und 6,8 kg/PS Leistungsgewicht begeisterten die Hot Hatch-Fans enorm – laut Peugeot auch nicht wenige Fahrer rivalisierender Marken. Ab 1986 leistete der GTI als 1900er eindrucksvolle 128 PS und trug damit wesentlich zu den 332.942 bis 1995 verkauften Einheiten bei.  Erheblich wilder – und gleichermaßen teurer – ging der 200 PS starke der 205 Turbo 16 zur Sache, der als straßenzugelassener Rennwagen zu Homologationszwecken in 200 Exemplaren entstand. Autos mit Kultstatus, die damals wie heute teurer gehandelt werden als so manche Supersportwagen.

Weit wichtiger für hohen Absatz waren freilich sparsame Motoren. Damit die auch bei chronischer Schaltaversion nicht pichelten wie Harald Juhnke, trumpfte der Peugeot 205 als erster Kleinwagen auf dem deutschen Markt  205 optional mit einer Vierstufen-Automatik auf, die im Stadtverkehr mit niedrigen Verbrauchswerten punktete. Hatte man einen der drei drehfreudige, kräftigen und wirtschaftlichen 1.8 Liter-Dieselmotoren unter der Haube, bekam der Tankwart einen noch viel seltener zu Gesicht - der 205 wurde als erster kleiner Selbstzünder zum  Millionenseller. Ganz ohne fossile Kraftstoffe kam der Peugeot 205 Électrique, der nach den Ölkrisen in den 1970er Jahren für Praxistests in Kleinserie gebaut wurde. Sein Dutzend Nickel-Cadmium-Akkus speisten einen Gleichstrom-Motor mit 25 PS, womit der kleine Stromer zum Pionier aller modernen Peugeot Modelle mit E-Antrieb wurde.
205GTI undNachfolger


Mit bis zu 130 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von deutlich über 200 km/h ist der 205 GTI heute noch ein ernst zu nehmender "Brandstifter".
Drei Generationen später bringt es sein Nachfolger 208 I auf über 200 PS. Im 208 der zweiten Serie sind es dann "nur" noch maximal 131 Verbrenner-PS oder höchstens 156 Elektro-PS (im Angebot seit September 2022).


In Deutschland bot Peugeot den 205 zwischen 1983 und 1996 an, für andere Märkte lief er bis 1998 von den Bändern - und zwar neben fünf europäischen Werken auch in Asien und Südamerika. Mit über 422.000 Zulassungen ist der 205 in Deutschland bis heute das zweiterfolgreichste Peugeot-Modell überhaupt. Nach der Marktstart im September 1983 vergangen lediglich zweieinhalb Jahre, bis 100.000 Peugeot 205 das deutsche Straßenbild bereicherten; 1986 führte der charmante Leu mit 56.081 Zulassungen sogar erstmalig die deutschen Importcharts. Denn der 370 cm kurze Kleinwagen überzeugte rundum, entschied nicht nur zahllose Vergleichstests für sich, sondern auch viele wichtige Konkurrenzen wie „Goldenes Lenkrad“, „Auto der Vernunft“ und „Bester Kleinwagen“.Sportliche Lorbeeren der höchsten Güte fuhr hingegen der Peugeot 205 Turbo 16 ein. Vom längs- wie querdynamische Potenzial des größtenteils in Kunststoff gehüllten Rallye-Boliden künden die großen Flügel und Schweller, der Allrad-Antrieb und der aufgeladene Mittelmotor, der in finaler Ausbaustufe mit löwenstarken 430 PS und 490 Nm Drehmoment. Ohne die innovative Ladeluftkühlung mit Luft-Wasser-Kühler und die wegweisende Wassereinspritzungzur weiteren Kühlung des Frischgases wären die maximal 2,5 bar Ladedruck des Turbos indes nicht umsetzbar gewesen. Die Mühen zahlten sich aus, bereits beim dritten Einsatz in der für automobilen Overkill stehenden Gruppe B, der 1000-Seen-Rallye in Finnland, holte der König der Löwen 1984 Gold.

In der Folgesaison griff Peugeot mit dem 205 Turbo 16 zu den Sternen, konkret zum Weltmeister-Titel sowohl in der Fahrer- als auch in der Markenwertung. 1986 gelang gar die Verteidigung des Markentitels. Auch in der deutschen Rallye-Meisterschaft wurde der kleine Krawallbruder gemeldet und revanchierte sich 1985 und 1986 mit zwei Titeln für das Engagement von Peugeot Deutschland. Nach drastischer Novelle des Rallye-Reglements baute der 205 Turbo 16 in den Jahren 1987 und 1988 erfolgreich auf Sand mit zwei Gesamtsiegen beim Langstrecken-Klassiker Paris-Dakar. Obendrein avancierte der Peugeot  mit nun offiziell 550 PS 1987 mit einem zweiten Platz beim spektakulärsten Bergrennen der Welt in Pikes Peak zum Publikumsliebling. Liebling der Kunden war der 205 da ja längst.